Montag, 3. Mai 2010

"Pourqoui Israel"

Dieser Text wurde anlässlich der Verhinderung des Filmes Warum Israel verteilt. (Filmtitel im Original „Pourquoi Israel“
von Claude Lanzmann, sollte am 25.10.2009 im Hamburger Kino B-Movie in Kooperation mit der Gruppe Kritikmaximierung gezeigt werden).

WARUM NICHT ISRAEL?

Was ist den hier los?
Schon früh gab es Stress mit dem B-Movie. Mal zeigten sie sexistische Filme, wie Deep Throat, dessen „Hauptdarstellerin“ später öffentlich machte, dass sie in dem Film vergewaltigt wurde. Oder sie vermieteten den Laden an Fußball Hooligans, die das Haus mit Nazi-Symbolen beschmierten.
Nun gibt es ein neues Ereignis im B-Movie: Sie wollen in Zusammenarbeit mit der „antideutschen“ Gruppe „Kritikmaximierung“ einen zionistischen Propaganda-Film zeigen.

Worum geht’s genau?
Der Film „Warum Israel“ soll eine Antwort auf die Frage geben, was Israel ist. Dazu hat der Regisseur Claude Lanzmann 50 Stunden Filmmaterial im Jahre 1972 gesammelt und es zu einem Dokumentarfilm zusammen geschnitten. Einiges hat Lanzmann in seiner Betrachtung „vergessen“: Im Staat Israel leben nicht nur Israelis, sondern aus Palästinenser. Fünf Jahre vor den Filmaufnahmen hat Israel in dem Sechstagekrieg ein überlebensfähiges palästinensisches Territorium zerschlagen und besetzt. Heute ist den Palästinensern nur noch ein Fleckenteppich in der Westbank und der kleine Gazastreifen übrig geblieben – dies zusammen wird niemals ein lebensfähiger Staat sein können. Zusätzlich werden in der Westbank vom israelischen Staat und Rechtsradikalen mit Schusserlaubnis weiter Siedlungen aufgebaut. Damit werden Fakten für eventuelle Friedensverhandlungen geschaffen.
Weiterhin verschweigt der Film die Tatsache, dass der Staat Israel auf den Trümmern von 500 arabischen Städten und Dörfern entstanden ist und ca. 700.000 PalästinenserInnen aus ihrer Heimat vertrieb. Viele andere Gesichtspunkte, wie den Umstand, dass Israel bis heute für sich keine Grenzen akzeptiert, im Gegensatz zu der palästinensischen Seite, die Israel in den Genzen von 1948 anerkennt, bleiben genauso unberücksichtigt.
Ein Film, der das Thema Israel behandelt und das gesamte Ausmaß der Besatzung und Vertreibung unerwähnt lässt, kann niemals eine Antwort geben, was Israel wirklich ist. Der Film suggeriert, dass Israel nur eine Zufluchtstätte der Juden vor dem Antisemitismus sei, aber verschweigt, dass Israel zugleich die Existenzberechtigung der PalästinenserInnen untergräbt.
„Die Israelis sind keine Killer. Definitiv nicht. Sie töten, aber sie sind keine Killer, das ist nicht in ihrem Blut.“ So argumentierte der Regisseur des Films Anfang des Jahres in der Berliner Zeitung. Dem ist wirklich nicht viel hinzuzufügen. In Anbetracht des zionistischen Massakers Anfang des Jahres an der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens, dem über 1.500 Menschen, darunter allein 500 Kinder, zum Opfer fielen, wirkt diese Aussage wie reiner Hohn.

Wer ist das?
Zu der Gruppe „Kritikmaximierung“ ist zu sagen, dass sie eindeutig aus dem rassistischen Spektrum der sogenannten Antideutschen kommt und ihre Filmauswahl bestätigt dies. Lassen wir sie selbst zu Wort kommen: „Entgegen aller legitimierender und wohlmeinender Behauptungen des deutschen gesellschaftlichen Mainstreams handelt es sich nun auch beim Antizionismus, dem Ressentiment gegen Israel, nicht um einen ehrbare Parteinahme in einem völkerrechtlichen Disput zwischen einem bestehenden Staat und einem Staat in Gründung, sondern hauptsächlich um eine Reproduktion des antisemitischen Furors in den Begriffen und der Sphäre des Politischen.“ (Flugblatt „Paradise No!“ von Kritikmaximierung)
Was das heißt? Jede Kritik am Zionismus und am Widerstand gegen dessen Vernichtungspolitik gegenüber den PalästinenserInnen wird als Antisemitismus gebrandmarkt.
Diese Gruppe zeigt den Film im B-Movie, um das Spektrum der B5 zu provozieren. Mit diesem Verhalten bestätigen sie das erklärte Ziel der „Antideutschen“, die Linke zu zerstören.

Warum sind wir hier?
Wir sehen es als unsere Aufgabe, der menschenverachtenden Hetze der „Antideutschen“ hier und jetzt entgegenzutreten. Wo wir linke, antifaschistische und alternative Freiräume gegen sie verteidigen können, ist dies unsere Pflicht als emanzipatorische Menschen. Wir können und werden nicht tolerieren, dass Menschen Kriegspropaganda und rassistische und islamophobe Hetze verbreiten. Darum stehen wir heute vor einem inszenierten israelischen Checkpoint, wie es sie in Palästina zu hunderten gibt. Natürlich können wir den Horror nicht in seiner Gänze darstellen, wenn z. B. Krankenwagen nicht durchgelassen werden und darum Menschen verrecken müssen.

Kein Raum für Antisemiten, Militaristen, Rassisten und Reaktionäre!
Nicht hier und nirgendwo sonst!

Quelle: http://www2.de.indymedia.org/2009/10/264251.shtml (Redaktionell gesperrt)

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